Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm B´90/Die Grünen Frankfurt (Oder) 2019 |
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Status: | Beschluss |
Beschluss durch: | KMV |
Beschlossen am: | 20.03.2019 |
Eingereicht: | 27.03.2019, 10:11 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Vielfältige Bildungslandschaft – in die Zukunft investieren (Bildung und Uni-Stadt)
Text
Vielfältige Bildungslandschaft – in die Zukunft investieren
Unsere Stadt ist ein Oberzentrum und hat daher auch als Bildungsstandort eine
herausragende Bedeutung für die umliegenden Landkreise. Die Bildungslandschaft
unserer Stadt ist jedoch durch Schließungen und Zusammenlegungen von Schulen in
der Vergangenheit zu stark geschrumpft. Schüler*innen steht im Oberstufenbereich
keine ausreichende Auswahl an Schulprofilen mehr zur Verfügung. Die vorhandenen
Oberschulen und Gymnasien sind darüber hinaus mit ihren bis zu sieben Zügen zu
groß und stoßen immer wieder an ihre räumlichen Kapazitätsgrenzen. Es gibt zu
wenige Teilungsräume, um inklusives Lernen und Gruppenunterricht in den Schulen
umzusetzen. Wir setzen uns daher nach wie vor für eine weitere Oberschule in
Frankfurt (Oder) ein, idealerweise in der Nähe eines vorhandenen
Grundschulstandorts und einer vorhandenen Sportstätte. Wir halten eine
Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe für eine sinnvolle Ergänzung der
Frankfurter Bildungslandschaft. Diese erweitert die Auswahlmöglichkeiten und
entlastet sowohl das einzig frei zugängliche Gymnasium als auch die beiden
Oberschulen. Der mit viel Engagement aufgebaute Bildungscampus am
Oberstufenzentrum muss baulich und inhaltlich wieder gestärkt werden.
Um den Schulstandort Frankfurt (Oder) zu stärken, setzen sich BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN wie bisher intensiv für einen verlässlichen und dauerhaften
Sachkostenzuschuss der Stadt an die beiden Schulen in freier Trägerschaft ein.
Der städtische Zuschuss stellt zwar eine sogenannte freiwillige Leistung der
Stadt Frankfurt (Oder) dar, aber eine eventuelle Schließung einer der beiden
Schulen würde die Stadt Frankfurt (Oder) verpflichten, selbst wieder die
entsprechenden Schulplätze zur Verfügung zu stellen. Dies wäre mit wesentlich
höheren Kosten verbunden und würde die Wahlmöglichkeiten der Eltern und
Schüler*innen weiter einschränken.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine strategische Sanierung der sozialen
und Bildungseinrichtungen ein. Parkettreparaturen, weil das Dach weiterhin
tropft, wie vor einigen Jahren in der Erich-Kästner-Schule, darf es nicht mehr
geben. Dabei haben für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN der schrittweise Abbau des
Investitions- und Sanierungsstaus sowie die energetische Sanierung der Schulen,
Sportstätten und Kindergärten Priorität. Wir setzen uns für die entsprechende
Mittelbereitstellung im städtischen Haushalt ein. Des Weiteren halten wir eine*n
Hausmeister*in an jeder Schule für sinnvoll – und zwar unabhängig vom
Sanierungszustand. Denn deren Arbeit verringert nachhaltig den
Instandhaltungsaufwand der Stadt. Hierzu kann man sich an Modellen aus
Brandenburg an der Havel und Cottbus orientieren.
Sanierungen in Bildungseinrichtungen sind immer anstrengend für Kinder, Eltern
und Angestellte. Deshalb sollten alle Betroffenen so frühzeitig und umfassend
wie möglich von der Stadtverwaltung in anstehende Sanierungsplanungen und -
prozesse einbezogen werden. Dies stärkt die Zufriedenheit, Mitverantwortung und
Identifikation mit den Schulen. Wenn Schüler*innen ihre Schule aktiv
mitgestalten können, reduziert das auch die Schäden durch Vandalismus. Eltern
und Schüler*innen, die sich in die Gestaltung von Schulaußenanlagen aktiv
einbringen wollen, müssen deshalb proaktiv von der Stadtverwaltung unterstütz
werden, damit alle rechtlichen Bedingungen eingehalten werden können.
Für die Schulen im Stadtteil West halten wir die Schaffung einer Sportanlage
(Halle und Außenanlagen) für erforderlich. Nachdem die Sanierung von Schulen
lange Zeit Priorität hatte, muss aus unserer Sicht jetzt die Instandsetzung von
Sportanlagen verstärkt betrieben werden. Damit werden neben dem Schulsport auch
die Aktivitäten der zahlreichen Sportvereine unterstützt.
Die Förderung von Medienkompetenz an unseren Schulen ist eine wichtige
Verpflichtung in unserer zunehmend digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt. Auch
als hoch verschuldete Stadt muss sich Frankfurt (Oder) dieser Aufgabe stellen
und für eine gute technische Infrastruktur und Ausstattung sorgen. Da dies
allein aus dem städtischen Haushalt in den nächsten Jahren nicht möglich ist,
müssen hierfür gezielt Landes- und Bundesmittel eingeworben und die
Möglichkeiten der städtischen Unternehmen (wie zum Beispiel der FIS) genutzt
werden. Medienpädagogische Schulungs- und Beratungsangebote, wie z.B. im MGH
MIKADO, halten wir für äußerst wichtig und wollen ihre Aktivitäten für die
Schulen und Institutionen in der Stadt fördern.
Wir begrüßen ausdrücklich, dass die Stadtverwaltung endlich sogenannte „fifty-
fifty“ Projekte ermöglicht, in denen Bildungseinrichtungen an ihren eigenen
Strom- bzw. Heizkosteneinsparungen finanziell beteiligt werden.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unterstützen die gesellschaftlichen Bemühungen um
Inklusion. Unsere Stadt braucht eine inklusive Gesamtstrategie, die aufzeigt,
wie Inklusion in Kindergarten, Schule, Hort, Jugendförderung und Arbeitsmarkt
umgesetzt werden kann.
Ein gesundes und vollwertiges Schulessen ist uns Bündnisgrünen wichtig. Wir
halten frisch gekochtes Essen aus schuleigenen Küchen für den besten Weg und
setzen uns für eine Mittelbereitstellung ein, wenn Schulen und
Kindertagesstätten vom Catering auf eine hauseigene Küche umstellen wollen. Auch
für die Gestaltung von ansprechenden Räumen für Pausen und gemeinsames Essen
wollen wir finanzielle Mittel bereitstellen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen die Qualität der Kindertagesstätten und Schulen
wieder mehr in den Mittelpunkt der Diskussionen rücken. Gute Bildung und
Betreuung beginnt für uns mit gut ausgebildetem Fachpersonal. Wir setzen uns
daher für mehr Personalressourcen im Jugendamt ein, um die Praxisberatung und
Qualitätsentwicklung in den Kitas begleiten zu können. Außerdem sollte das
Jugendamt einen runden Tisch zur Ausbildungsqualität von Erzieher*innen in
unserer Region initiieren und leiten, in den Kita-Leiter*innen und
Verantwortliche für die Erzieher*innen-Ausbildung einbezogen sind.
Gute Bildung und Betreuung ist nur gemeinsam mit den Eltern möglich. Daher
fordern wir Träger und Kollegien auf, Weiterbildungen in Elternarbeit und
Freiwilligenmanagement anzubieten sowie enge Erziehungspartnerschaften zwischen
Einrichtungen und Familien anzustreben.
Weil in unserer Stadt immer mehr Kinder leben, sehen wir den Bedarf für eine
neue Kita. Diese könnte auch als kommunale Einrichtung entstehen, damit die
Stadt leichter auf aktuelle Entwicklungen reagieren und neue Konzepte umsetzen
kann.
Für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sind Spielplätze Orte des Lernens, der
Bewegungserfahrung und der Kommunikation von Eltern. Wir engagieren uns dafür,
dass es Spielplätze in allen Ortsteilen gibt und der Sanierungsrückstau auf
Spielplätzen abgearbeitet wird. Kinder und Eltern sollten zudem mit ihren
Wünschen stärker bei der Planung und Gestaltung von Spielplätzen einbezogen
werden.
Wir wollen die Kita-Träger und Schulkollegien unserer deutsch-polnischen
Doppelstadt ermutigen, Begegnungen der Kinder mit unseren Nachbar*innen und
deren Sprache zu fördern. Dafür sehen wir viele gute Wege, wie etwa polnische
Partnereinrichtungen, die Einstellung von polnischem Fachpersonal oder die
Aufnahme von polnischen Kindern. Für einen nachhaltigen Spracherwerb ist es
zudem wichtig, dass Polnisch auch beim Schulwechsel nach der Grundschule weiter
gelernt werden kann. Entsprechende Möglichkeiten müssen sich deshalb auch in der
nächsten Fortschreibung der Schulentwicklungsplanung wiederfinden. Die Idee
einer bilingualen deutsch-polnischen Grundschule halten wir für richtig und
werden sie weiterhin fördern. Gerade im Bildungsbereich leistet das Frankfurt-
Słubicer Kooperationszentrum mit dem Frankfurt-Słubicer Bildungsbeirat und
Bildungsforum wichtige Vernetzungsarbeit, die unbedingt fortgeführt werden muss.
Frankfurt (Oder) ist einer von drei Universitätsstandorten im Land Brandenburg.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, diesen durch die gezielte
Kooperation zwischen Stadt und Universität weiter zu stärken, um das Potenzial
der Europa-Universität Viadrina sowie ihrer Studierenden und Beschäftigten für
Stadt und Region besser nutzen zu können. Um Mitarbeiter*innen und Studierende
für die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben der Stadt zu begeistern,
müssen wir ihnen vermitteln, dass sie in Frankfurt (Oder) sehr willkommen sind.
Deshalb müssen die Stadtverwaltung und andere städtische Akteur*innen bestehende
Projekte unterstützen und neue Projekte fördern, um nicht ein Neben- sondern ein
Miteinander zu leben. Um die positive Wahrnehmung der Stadt als
Universitätsstandort zu fördern, wollen wir die Öffentlichkeitsarbeit für
Kooperationsprojekte verbessern. Außerdem setzen wir uns für mehr
niedrigschwellige Formate ein, die den Austausch zwischen Einwohner*innen,
Studierenden und Universitätsangehörigen fördern.
In den vergangenen Jahren hat sich an verschiedenen Stellen ein themenbezogener
Austausch etabliert, der auch in einer großen Bandbreite von
Kooperationsprojekten sichtbar geworden ist. Weiterhin haben Forscher*innen und
Studierende der Viadrina ihre Expertise und Ideen fruchtbar in städtische
Prozesse eingebracht und so die Stadtentwicklung mitgestaltet. Mit der
Verankerung der Kooperation zwischen Stadt und Universität in einem Dezernat
wurde nun eine gute Grundlage geschaffen, um diese Zusammenarbeit weiter zu
intensivieren. Damit dies gelingt, setzen wir uns dafür ein, dass auch weiterhin
innovative Kooperationsprojekte entwickelt und der Transfer von Ideen und Know-
how aus der gründungsstärksten Universität des Landes in die lokale Wirtschaft
gefördert werden. Ebenso wollen wir die Expertise von Universitätsangehörigen in
weitere städtische Prozesse und Entscheidungen einbeziehen und dadurch die
Kooperation von Stadt und Universität weiter verstetigen, um diesen
Wissensaustausch nachhaltig für die Stadtentwicklung zu nutzen.